Am vergangenen Abend fand unser erfolgreiches Debüt des Denkraums ‚Kind im Blick‘ im Keller Z87 statt. Diskutiert wurden die Werke „Frau ohne Reue“ (Max Mohr), „Der Aufruhr um den Junker Ernst“ (Jakob Wassermann) und „Mathilde“ (Leonhard Frank), wobei die verschiedenen Blicke auf die darin beschriebenen Kinder im Vordergrund standen.
Nach begrüßenden und einleitenden Worten von Andreas Arnold und Dr. Regina Frisch, hält der Masterstudent der Philosophie Lars Heinelt eine Lesung der aus den Werken ausgewählten Textstellen. Unter der Moderation von Dr. Bettina Brendel diskutieren Thomas Kastura (Dipl. Germanist und Autor), Elisabeth Kirchner (Dipl. Psychologin) und Dr. Bettina Schmitz (Philosophin) stets mit dem Fokus auf das ‚Kind im Blick‘ die Texte. Die Diskussion wird anschließend für das Publikum geöffnet.
Herausgearbeitet wurden unter anderem die manchmal haarfeinen Grenzen, etwa zwischen Voyeurismus und natur-romantischer Beschreibung, die zu Teilen von den Erwachsenen – Figuren, Autoren, Lesenden – mit ihren Blicken überschritten wird, sowie die Spannungsfelder zwischen Unschuld und Freiheit, Lebendigkeit und Passivität. „Sex, Unterdrückung, Krankheit – es ist alles da, in süßem zuckerbäcker Natur-Idyll“, heißt es in der Diskussion über Leonhard Franks „Mathilde“. Grundsätzlich stellen alle Teilnehmenden fest, dass die Kinderfiguren als Opfer eingesponnen in ihr Schicksal der Macht und den Launen der erwachsenen Figuren im Text ausgesetzt sind. Die Kinder werden bloßgestellt über den Filter der Wahrnehmung der Erwachsenen und offenbart in und mit der Literatur.
Wir bedanken uns bei allen Teilnehmenden für diese anregende und spannende Diskussion und bei der Stadt Würzburg für die Förderung der Veranstaltung. Außerdem Dank an euch als unser Publikum!
Welch ein spannendes Unterfangen, wir freuen uns auf das, was noch kommt!
Fotos: © Marie Fenzl