"Einsamkeit bringt nicht nur eine Distanz zu anderen Menschen mit sich, sonder auch eine verwirrende Distanz zu sich selbst, zu jenen Seiten des Selbst, die nur in Verbindung mit anderen existieren. Aus "Allein" von Daniel Schreiber"Buchcover von "Allein" von Daniel Schreiber. .Ein Beitrag von Johanna Medentsev

Was bedeutet es, alleine zu sein? Kann man alleine sein, ohne einsam zu sein? Ist es okay, sich alleine zu fühlen? Wenn ja, wie kann man es genießen? Wenn nein, wie kann man es umgehen?Mit all diesen Frage setzt sich Daniel Schreiber in seinem Essay Allein auseinander.

Der Mensch als Wesen ist ein soziales. Wir leben, lieben, lachen – weinen, schreien, zerkrachen miteinander, ineinander. Allein. Aber was passiert, wenn es uns verboten wird, einander zu sehen sowie miteinander zu sein? Während der Corona Pandemie wurde die soziale Isolation zur Notwendigkeit. Wer keine*n Partner*in hatte, nicht mit der Familie oder mit anderen Personen in einer Wohngemeinschaft zusammenwohnte, der war allein. Keine Besuche, kein Kontakt – zumindest keinen physischen.

In seinem Essay behandelt Daniel Schreiber genau diese Problematik. Er, der sonst mit seinen Freund*innen im Garten saß, ging jetzt auf Wanderung und machte sich auf die Suche nach der Gesellschaft im Selbst. Über 139 Seiten hinweg beschreibt der Autor den Prozess des Erlernens des (erzwungenen) Für-Sich-Seins und untermauert seine Erfahrungen mit philosophischen sowie soziologischen Ideen und Theorien.

Es geht um Normen und Kontroversen, um Scham und Stigmata. Es geht um Gedanken, Gefühle und Ängste, die viel zu wenig diskutiert werden, obwohl sie jeden einzelnen von uns betreffen.

Für mich war es die Mischung aus Autobiographie und Fachwissen, die diesen Essay so besonders macht. Das gesamte Werk wirkt sehr echt, sehr nah. Man konnte sich leicht mit der erzählenden Instanz identifizieren. Zudem habe ich das Gefühl, dass ich die zwei intensiven und prägenden Jahre der Corona Pandemie in vielerlei verdrängt habe. Da ich mich über diese Zeit hinweg in einer eher privilegierten Lage befand, hatte ich nie das Gefühl, ich dürfte mich über irgendwas beschweren. Durch Schreibers Essay wurde es mir zum ersten Mal möglich die Pandemie nochmal anders zu reflektieren. Und ja – vielleicht fühle ich mich in meinem allein sein jetzt ein bisschen weniger alleine gelassen.

 

Ein Beitrag von Johanna Medentsev Johanna Medentsev wurde 2003 in einer Kleinstadt in Sachsen-Anhalt geboren und ist dort auch aufgewachsen. Seit 2022 studiert sie Medienkultur im B.A. an der Bauhaus Universität in Weimar. Dabei legt sie ihren Fokus vor allem auf die Medien- und Kulturwissenschaft. In ihrer Freizeit schreibt Medentsev kreativ, ist aktives Mitglied der Schreibinitiative Schreibhaus" und engagiert sich in der regionalen Medien- sowie Kulturszene." Foto von Johanna Medentsev

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