Ein Beitrag von Carlina Eizenberger
Hinter dem Grundstück Peter Wohllebens steht eine alte Buche. Von Pilzen zerfressen neigt sich ihr langes Leben dem Ende zu. Doch bevor sie geht, hat sie noch eine Geschichte zu erzählen.
In „Buchenleben“ spricht Peter Wohlleben mit der Stimme des Baumes und rekonstruiert einen möglichen Lebensweg basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Das Buch ist dabei in zwei Abschnitte gegliedert: Die vordere Hälfte besteht aus einem Roman, in dem das Aufwachsen und Leben der Buche im Sozialgefüge des Waldes erzählt wird. Die zweite Hälfte des Buches liefert eine wissenschaftliche Einordnung zu jedem Kapitel.
Wusstest du, dass Bäume soziale Wesen sind, die Freundschaften schließen und sogar sterben können, wenn ein befreundeter Baum gefällt wird? Oder dass sie mit den Wurzeln hören können, um diese in die richtige Richtung wachsen zu lassen? Ich wusste das nicht. Immer wieder hatte ich beim Lesen dieses außergewöhnlichen Buches kleine Aha-Erlebnisse und große Momente des Staunens. „Das hat der Autor sich doch für den Romanteil ausgedacht“, war häufig mein Gedanke, doch ein kurzer Blick in den hinteren Teil des Buches verriet mir oft: Nein, das ist tatsächlich so.
Die Geschichte des Roman-Teils ist recht simpel, aber trotzdem unglaublich berührend (ich habe die eine oder andere Träne verdrückt). Man könnte es als die Coming of Age Geschichte eines Baumes bezeichnen, bei der mit dem Lesen nicht nur die Buche wächst, sondern auch der eigene Wissensschatz und das Verständnis für diese wunderbaren Lebewesen, die wir im Alltag zu oft für selbstverständlich nehmen. Ein fantastisches und sehr sanftes Buch, das nicht nur zum Nachdenken, sondern ebenso zum Nachfühlen anregt und den eigenen Horizont um Meilen erweitert.