Ein Beitrag von Dr. Christine Ott
Ein rot bemänteltes Kind nimmt uns in Empfang und mit in den Wald. Wir begleiten sechs Kita-Kinder und ihre zwei Erzieherinnen Frau Ach und Frau Och – die so heißen, weil die eine immer „Ach!“ und die andere immer „Och!“ sagt – auf ihrer Waldtage-Woche, bei der alle über sich hinauswachsen. Für einige der Kinder ist es das erste Mal im Wald, ein bisschen Angst schwingt mit, vor allem aber Vorfreude auf das Abenteuer. Dieses Abenteuer möchte man am liebsten zu den eigenen Kindheitserinnerungen zählen: Da wird ein Waldplatz hergerichtet, werden Musikinstrumente gebaut, heimlich Waldbeeren gesucht und Schokoladenkuchen in rauen Mengen gegessen. Aber größere Waldtiere lassen sich nicht blicken. Die Kinder ziehen alle Register, schließlich muss sogar Önders Kuchen dran glauben, damit sie endlich einmal einen Dachs, ein Reh, einen Fuchs oder Ähnliches bestaunen können. Ob die Strategie aufgeht?
Das Waldtage-Buch ist ein herrlich geschriebenes und illustriertes Bilderbuch. Die renommierte Autorin Stefanie Höfler trifft überzeugend den Ton und die Perspektive des erzählenden kindlichen Ichs. In wenigen Sätzen zeichnet Höfler sehr unterschiedliche ausdrucksstarke Charaktere, deren Diskussionen und Gedanken wir nur zu gerne folgen. En passant fängt sie Alltagsnöte der Kinder und ihrer Eltern ein – z. B. in der Beschreibung des Papas, dessen größte Angst es ist, dass sein Kind eine Erkältung bekommen könnte.
Farbenreich und sehr waldgrün lässt die Illustratorin Claudia Weikert die Szenerie des Waldes und ihrer Protagonist*innen vor unseren Augen erwachen. Der Tatendrang der Kinder ist auf jeder Seite zu lesen und zu sehen. Und bei genauem Hinsehen zeigen sich den Betrachter*innen übrigens auch jene Tiere, welche die Kita-Kinder aus der Geschichte so gerne erblicken würden.
Tipp: Für die ökologie- sowie für die diversitätsreflexive pädagogische Praxis sehr zu empfehlen.
Stefanie Höfler und Claudia Weikert: Waldtage!, Beltz & Gelberg Verlag 2020, 34 Seiten.