Buchcover: "Radikaler Universalismus - Jenseits von Identität" von Omri Boehm

Ein Beitrag von Nuri Sağlam

Omri Boehm meint es mit dem Frieden, der Liebe, der Gerechtigkeit tatsächlich sehr ernst. Sehr. 

Da Omri Boehm als israelisch deutscher Philosoph konkret sehr viel Leiden bei Menschen gesehen, erfahren hat, möchte er für alle das ängstliche, egozentrisch erzeugte negative Miteinander in unserem Zusammenleben reduzieren, allmählich abschaffen. Zumindest in der Theorie. 
Boehms Idee vom kantischen Universalismus, der in den Nahen Osten exportiert werden könne, um dort für Frieden zu sorgen, scheint nach dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober noch fragwürdiger, aber bisher ist Boehm bei den Thesen geblieben, die er 2020 in seinem Buch „Israel – eine Utopie“ und 2022 „Radikaler Universalismus – Jenseits von Identität“ entwickelt hat:
a. Alle MENSCHEN sind gleich geschaffen. „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ 
b. Regierungen werden eingerichtet, um ihre gleichen Rechte zu sichern; ergo  
c. Wenn irgendeine Regierung diese Rechte untergräbt, folgt daraus das Recht, das Gesetz abzuschaffen und sich zu erheben. 
Das Recht auf Revolution folgt den Prämissen. 
Man ist moralisch verpflichtet, ungerechten Gesetzen den Gehorsam zu verweigern. „Ein ungerechtes Gesetz ist kein Gesetz.“ sagt Augustinus. Boehm holt sich die radikalsten, grundsätzlichsten Aussagen, die Menschen, Zivilisationen sich bis jetzt erarbeitet haben. Er bleibt auch streng dabei.
 
Wir könnten sagen, eine starke Unterstützung des Universalismus kantischer Prägung hat  Herr Boehm verfasst. Wenn wir auf der Spur bleiben, merken wir bald, dass das Buch auch aus der Bibel abgeleitet worden ist. 
“Jenseits von Identität” kann als eine Reaktion auf linke Anhänger der Identitätspolitik, welche den Universalismus als eine rassistische und sexistische Deckerzählung angreifen, verstanden werden, vor allem aber kritisiert Boehm rechte Nationalisten und liberale Denker. 
Vielleicht ein wenig pauschal sind diese Angriffe, aber in der Orientierung an Kants Freiheitsbegriff als Begründung einer universalistischen Ordnung überzeugt das Buch auf jeden Fall. Wir müssen mutiger sein, das fordert der Philosoph.
 
Ein Beitrag von Nuri Sağlam: Hallo, Merhaba. Geboren weit weg von Würzburg, in einer Hafenstadt (Trabzon), jetzt auf einmal (angeblich) erwachsen. Das Wort (Literatur) , der Sinn (Philosophie) mischt, macht vieles aus 3 wunderbare Kinder... Seit einiger Zeit mit Verein Würzburg KUlturS e.V aktiv, tätig und bereit für Würzburg im Bereich Kunst, Kultur, Soziales einiges in Bewegung zu setzen. Vor allem für Jugendliche... Nämlich, möglich! Çünkü, mümkün!Zwei Buchzitate aus Omri Boehm: "Radikaler Universalismus": Seite 12: "Doch die liberale Demokratie steckt bereits seit Jahren in der Krise. Die einschlägigen intellektuellen Angriffe auf ihre geistigen und moralischen Grundlagen - Aufklärung, Universalismus, Vernunft - verfangen jenseits hochtrabender intellektueller Debatten und abgehobener Philosophie - Fachbereiche zunehmend auch in politischen Kreisen." Seite 107 " Sowohl Diana Schutz als auch ihre Kritikerinnen müssen mithin daran erinnert werden, dass der Autor, wie Gott, tot ist. Wenn es so etwas wie Kunst gibt, dann ist sie nur möglich, weil Künstler nicht autoritär die Bedeutung ihrer Schöpfungen festlegen. Im Zeitalter der Identität jedoch ist der Autor durchaus nicht tot."

Omri Boehm: Radikaler Universalismus. Jenseits von Identität, aus dem Englischen von Michael Adrian, Propyläen Verlag 2022, 176 Seiten

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